Zeitschrift Konkret
Die Zeitschrift Konkret tituliert sich selbst als "einzige linke Publikumszeitschrift
Deutschlands". Gegründet zwischen 1955 und 1957 aus einem Milieu kommunistisch-pazifistischer
Studenten, fungiert die monatlich erscheinende Zeitschrift in den 60er und 70er
Jahren als Sprachrohr der Studentenbewegung. Chefredakteurin damals ist die
spätere RAF-Terroristin Ulrike Marie Meinhof, die mit Klaus Rainer Röhl,
dem damaligen Herausgeber von Konkret verheiratet ist, sich aber 1967 scheiden
lässt und nach Berlin zieht.
Nach Konkurs des Konkret-Verlages 1973 wird er 1974 durch Hermann L. Gremliza
neu gegründet. Nach genau einem Jahr Pause ist die Zeitschrift wieder erhältlich.
Gremliza ist Redakteur des Politikressorts der Zeitschrift "Der Spiegel",
verkracht sich aber mit Herausgeber Augstein und verlässt daraufhin den
Spiegel in Richtung Konkret.
Neben viele Bekannten linken Autoren in der Vergangenheit - Adorno, Böll,
Enzensberger oder Marcuse - ist es vor allem eben Gremliza, der dem Blatt seine
kritisch-linke Schärfe verleiht. Als Kolumnist in seiner eigen Zeitschrift
versteckt er sich nicht hinter einem Feigenblatt der Balance und Political Correctness.
Rund 35 000 Leser soll es geben, die sich noch immer für linkes Gedankengut
á la Konkret interessieren. Es stellt sich lediglich die Frage, ob linksintellektuelle
Themen, die oft noch marxistische Prägung haben, nicht schon längst
überholt sind. Wer sich in linksbohèmehafter Sonne räkelt,
sollte sich diese Frage gefallen lassen.
Aber Themen wie Kapitalismus, Killerspiele und "no smoking" unter
einen marxistischen Hut zu bringen, ist gerade heutzutage nicht leicht. Konkrete
versuche gibt es - und dafür sollte die Linksbohème dankbar sein.
Unterhaltung statt Revolte ist auch unter Linken nicht verpönt. Und gerade
die modernen Zeiten verlangen Flexibilität.